Seit über 100 Jahren werden Gummihandschuhe im OP getragen. Mittlerweile sind sie eine Selbstverständlichkeit geworden. Handschuhe (HS) bieten einen sehr guten Schutz vor Blutkontakten, solange sie intakt bleiben.
Obwohl die Qualität der HS in den letzten Jahrzehnten stets zugenommen hat, ist die Gefahr immer größer geworden, dass HS bei Gebrauch perforiert werden, denn die OP-Eingriffe werden immer komplizierter und von längerer Dauer. Durch die Anwendung spitzer und scharfer Instrumente kommt es sehr häufig zu HS-Perforationen und zu Blutkontakten, die fast immer von einer Hautverletzung an der Hand des Benutzers begleitet werden. So kann man das Infektionsrisiko nach einer HS-Perforation mit dem nach einer Nadelstichverletzung (NSV) vergleichen.
Es sind mittlerweile weltweit zahlreiche Studien zu Handschuhperforationsraten
durchgeführt worden. Dabei wurden chirurgische Handschuhe nach Gebrauch (vorwiegend)
mithilfe der Wasserhalteprüfung oder (seltener) auf der Basis anderer Meßmethoden
nach Perforationen untersucht.
Daraus konnten die folgenden Schlüsse abgeleitet werden:
Doppelte Handschuhsysteme
Zur Optimierung des technischen Infektionsschutzes ist es sinnvoll, zwei
Handschuhe übereinander anzuziehen. Der Nutzen der doppelten Behandschuhung
zur Vermeidung von Blutkontakten wurde durch viele Untersuchungen bestätigt.
In zwei US-amerikanischen Studien vom Anfang der 90er-Jahre wurde durch doppelte
Behandschuhung das Blutkontaktrisiko um den Faktor 10 gesenkt. In zwei weiteren
Untersuchungen wurde nach der Einführung von doppelten HS die Blutkontaminationshäufigkeit
der Hände von Chirurgen von 70 % bzw. von 13 % auf 2 % reduziert, dabei blieb
der innere Handschuh in bis zu 82 % der Fälle immer noch intakt.
Indikator Handschuhe
Eine Optimierung des Infektionsschutzes kann durch die Verwendung doppelter
Handschuhe mit Indikatorsystem (z. B. Biogel IndicatorTM) erzielt werden.
Dieses Handschuhsystem setzt sich aus einem grünen Unterziehhandschuh und
einem neutralfarbenen Außenhandschuh zusammen. Wird der Letztere bei der
Operation perforiert, so sorgt die bei jedem Eingriff vorhandene Flüssigkeit
dafür, dass ein gut sichtbarer grüner Fleck entsteht. Bemerkt ein Angehöriger
aus dem OP-Team einen solchen Fleck, wird der Handschuh gewechselt und so
die Gefahr einer Infektionsübertragung beim Fortführen der Operation minimiert.
Obwohl die Schutzwirkung doppelter Handschuhsysteme sehr einleuchtend ist, werden sie zurzeit hierzulande noch nicht routinemäßig eingesetzt. Der Hauptgrund dafür ist die vermeintliche Einschränkung der Geschicklichkeit und des Tastsinns durch die doppelte Latexschicht. In einer an der Universität Wuppertal durchgeführten Studie konnte bei den Probanden mittels eines standardisierten neurologischen Zwei-Punkte-Diskriminationstests und eines selbst entwickelten Würfeltests keine signifikante Tastsinneinschränkung durch das Tragen von zwei Paar HS festgestellt werden. In einer US-amerikanischen Studie, bei der neben den Tastsinnuntersuchungen auch die Geschicklichkeit bei Operateuren getestet wurde, konnten Beeinträchtigungen nur bei den Chirurgen festgestellt werden, die auch in ihrem Alltag nur mit einfach getragenen OP-HS operieren; sie konnten sich aber schon nach einer kurzen Zeit an die doppelten Latexmembranen gewöhnen.
Die Größe des strohfarbenen Außenhandschuhs orientiert sich an der ansonsten getragenen Größe eines Handschuhs. Der grüne Unterziehhandschuh soll jedoch eine halbe Nummer größer (!) als üblich getragen werden.