Als Postexpositionsprophylaxe (PEP) bezeichnet man allgemein die Gabe von Medikamenten nach möglichem Kontakt mit den Erregern einer potenziell gesundheitsgefährdenden Erkrankung, um ihren Ausbruch zu verhindern. Ebenfalls unter den Begriff postexpositionelle Prophylaxe fallen – nach möglichem Kontakt mit Infektionsquellen – Schutzimpfungen oder die Gabe von speziellen Immunglobulinen, zum Beispiel Tetanusimmunglobulin nach Verletzungen oder die prophylaktische Impfung nach Kontakt mit tollwuterkrankten Tieren.
Hepatitis B
Hier sind vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen betroffen, die jedoch
heute im Regelfall geimpft sein sollten. Bei nicht Geimpften, die sich beispielsweise
eine Nadelstichverletzung mit Blut eines Infizierten zuziehen, wird die simultane
Gabe eines Hepatitis-B-Immunglobulins zusammen mit einer Impfung empfohlen.
Hepatitis C
Bei möglichem Kontakt mit Erregern der Hepatitis C ist keine postexpositionelle
Prophylaxe möglich. Im Falle einer nachgewiesenen frischen Infektion ist nach
neueren Studien die Heilungschance mit einer Interferon-Therapie sehr hoch
(>90 %).
HIV
Die deutsch-österreichischen Empfehlungen zur HIV-PEP finden Sie hier.
Bei HIV-Risikokontakt (mit übertragungsrelevanten Körperflüssigkeiten einer
positiv getesteten Person) sollte vor Ablauf von 24 Stunden mit einer postexpositionellen
Prophylaxe begonnen werden. Die besten Ergebnisse sind innerhalb eines Zeitfensters
von zwei Stunden zu erwarten. Mehr als 72 Stunden nach dem Ereignis wird im
Allgemeinen keine PEP mehr empfohlen. In jedem Falle muss eine entsprechend
kundige Einrichtung aufgesucht werden (beispielsweise mikrobiologisches Institut,
Universitätsklinik), um im Einzelfall zu klären, ob eine solche Vorbeugung
notwendig ist.
Die (durchaus nicht von Nebenwirkungen freie) Standard-Therapie besteht derzeit
aus einer Kombination von mindestens drei verschiedenen Medikamenten und wird
meist über einen Zeitraum von einem Monat angewandt. Je mehr Zeit vor Therapiebeginn
vergeht, umso geringer sind die Erfolgschancen, eine möglicherweise erfolgte
Infektion noch abzuwehren.
Als Nebenwirkungen werden hauptsächlich Übelkeit, Antriebslosigkeit und Durchfall
beschrieben.
Tetanus
Hier werden bei entsprechend gefährdenden Verletzungen bei ungeimpften Personen
derzeitig die umgehende gleichzeitige Gabe von Tetanusimmunglobulin und die
Durchführung der Schutzimpfung empfohlen. Bei Personen, die in der Vergangenheit
bereits einmal ein komplette Immunisierung für Tetanus durchgemacht haben,
jedoch mehr als fünf bis zehn Jahre keine Auffrischimpfung erhalten haben,
sollte eine einmalige Auffrischimpfung durchgeführt werden.
Tollwut
Die postexpositionelle Tollwutimmunprophylaxe besteht aus einer Impfung und
einer zusätzlichen Gabe eines Tollwutimmunglobulins. Die Indikation wird von
speziell als Tollwutberatungsstellen benannten Stellen, meist größeren Krankenhäusern,
gestellt, die dann auch die entsprechenden Präparate vorrätig haben. Die rechtzeitige
Intervention kann einen Krankheitsausbruch in 100 % verhindern. Unterbleibt
die Prophylaxe und kommt es zum Ausbruch einer Tollwuterkrankung, so verläuft
diese immer tödlich – glücklicherweise ist das Zeitfenster bei der Tollwut
jedoch relativ groß.
Meningokokkenmeningitis
Meningokokkenerkrankungen und hier insbesondere die Meningitis sind hochansteckend
und lebensbedrohlich. Daher wird auch für die Kontaktpersonen einer Erkrankten
eine Chemoprophylaxe mit einem Antibiotikum durchgeführt, wobei sich der Personenkreis
nach der Art der Kontakts richtet, jedoch sollten im selben Haushalt Lebende
immer mitbehandelt werden. Eine Therapie ist bis zu zehn Tagen nach
dem Kontakt mit dem Erkrankten sinnvoll.