Erreger
Erreger der Hepatitis A ist das Hepatitis-A-Virus (HAV),
ein RNA-Virus aus der Familie der Picornaviren (Risikogruppe 2 der biologischen
Arbeitsstoffe nach BioStoffV (Volltext)), das weltweit
verbreitet ist.
Die Seroprävalenz von
Antikörpern (anti-HAV)
ist vor allem in den (südlichen) Mittelmeer-Anrainerstaaten und in den meisten
Entwicklungsländern immer noch hoch (in Europa insgesamt seit Jahren sinkend).
Übertragung
HAV wird fäkal-oral bzw. indirekt durch kontaminierte Speisen und Getränke
übertragen, da im Stuhl von Infizierten ca. 1 Milliarde infektiöse Partikel
pro ml zu finden sind. So sind beispielsweise Lebensmittelinfektionen durch
Meeresfrüchte etc. sowie durch tiefgefrorene Beeren (z. B. Himbeeren,
Erdbeeren etc.) oder auch Frühlingszwiebeln beobachtet worden. Vereinzelte
Ausbrüche durch infektiöse Mitarbeiter im Lebensmittelbereich (Backgewerbe,
Fleischverkauf etc.) sind auch in Deutschland bekannt geworden.
HAV kann durch
fünfminütiges Erhitzen auf 100 °C inaktiviert werden; es ist jedoch
keine sichere Inaktivierung durch die übliche Trinkwasserchlorierung möglich.
Inkubationszeit
Sie beträgt 15 bis 45 (50) Tage; die Infektiosität beginnt 7 bis 14
Tage vor dem Auftreten der Krankheitserscheinungen und dauert bis zum Abflauen der Krankheitserscheinungen.
Krankheitsbilder
Den uncharakteristischen Prodromalsymptomen folgen in den meisten Fällen Ikterus,
mehrfacher Fieberanstieg, heller Stuhl, hepatische Beschwerden, Juckreiz, Serumtransaminasenanstieg
(nach zwei Monaten wieder rückläufig). Bei 1/7 der Betroffenen beträgt die
Krankheitsdauer bis zu 6 Monaten. Die Hepatitis A verläuft nie chronisch
und hinterlässt eine lebenslange Immunität. Die Gesamtletalität beträgt ca.
0,25 %, bei Personen über 60 Jahre > 2 %, bei Leberkranken
(z. B.
chronische Hepatitis
B oder Hepatitis
C)
10 % (ca. 20 - 25 % der fulminanten Hepatitiden werden durch HAV
verursacht).
Labordiagnostik
Der Erreger kann im Stuhl (2. bis
8. Krankheitswoche) mittels RT-PCR bzw. die Serumantikörper (anti-HAV IgM)
als Zeichen der frischen Erkrankung 3 Tage vor Ikterusbeginn mittels ELISA
nachgewiesen werden.
Therapie
Sie erfolgt symptomatisch. Ultima Ratio
bei fulminantem Verlauf ist die Lebertransplantation.
Prophylaxe
Peinlich genaue Hygiene (kein
Genuss von ungekochten Speisen oder ungekochtem Wasser bzw. Eis in Endemiegebieten,
Schälen von Früchten), Schutzimpfung mit
Totvakzinen; zusätzlich passive Immunisierung mit Standard-Immunglobulin als
Umgebungsprophylaxe nur noch bei Leberkranken (z. B. chronische HBV- oder
HCV-Infektion) ohne Immunitätsnachweis, ansonsten bei Ausbrüchen Schutzimpfung
als Riegelungsmaßnahme, verschiedene Kombinationsimpfstoffe (mit HBV-Vakzinen
mit Typhusimpfstoff) auf dem Markt.
Gesetzliche Regelungen
Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod sowie direkter und/oder indirekter Virusnachweis
in Bezug zu akuter Infektion sind meldepflichtig; Tätigkeits- bzw. Aufenthaltsbeschränkungen
für Erkrankte/Krankheitsverdächtige und Personen in Wohngemeinschaften mit diesen
für Gemeinschaftseinrichtungen; Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot für
Krankheitsverdächtige und Erkrankte im Lebensmittelverkehr.
Bedeutung als Berufskrankheit
Hepatitis A ist viertwichtigste Infektionsberufskrankheit bei Beschäftigten
im Gesundheitsdienst, bei seroepidemiologischen Studien wurde eine erhöhte
Anti-HAV-Prävalenz bei Deutschen, die das 30. Lebensjahr noch nicht
erreicht haben, in den Bereichen Krankenpflege und Kinderkrankenpflege (je
ca. 2fach), Lebensmittelverarbeitung (2,5fach), Kindergarten (3fach),
Abwasserbehandlung, Putzdienst im med. Bereich (4fach) gefunden. Weiterhin
besteht Gefährdung in psychiatrischen Einrichtungen/Einrichtungen für geistig
Behinderte, Gefängnissen und in der Entwicklungshilfe.